Interview mit Heinz Strunk

Letzte Woche habe ich darauf hingewiesen, dass diese Woche ein Heinz Strunk-Interview stattfindet. Heute war es soweit.

Meine Lösung, das Interview zu führen (auf laut stellen und mit Mikrofon aufnehmen), stellte sich im Nachhinein als schwerer Fehler raus. Während man mich laut und deutlich hört, ist Heinz Strunk leider kaum zu hören. Das ist insofern nicht schlimm, da das ganze eh nicht als Podcast aufgestellt werden sollte, aber das Übertragen in Textform war schon nicht einfach.

Heinz wirkte insgesamt sehr ernst, einige lockerere Fragen, die ich anbringen wollte, waren eher fehl am Platz und auch einige Fragen der Leser wollten nicht in die Situation passen, so dass man insgesamt als Fan eher wenig neues erfährt. Dazu kommt, dass ich tierisch aufgeregt war und deshalb eh einiges vergessen habe (unter anderem ein „Wie geht’s“ oder „Guten Tag“) und ihn dauernd geduzt habe, nachdem wir uns auf ein Sie verständigt hatten. Für die Erfüllung meines Traumes, mit Heinz zu quatschen, hat es aber gelangt.

Aber das interessiert euch alles garnicht, ich weiss, darum an dieser Stelle das Interview in der Hoffnung, die Antworten halbwegs korrekt wiedergegeben zu haben.

Heinz Strunk über Hörspiele, Comedy und Kinderlieder

Sebastian: Gerade ist Ihr neues Album Der Schorfopa erschienen. Untertitel: Kurzhörspiele Vol. 2. Warum Volume 2? Sie haben doch vor Mit Hass gekocht schon Einz rausgebracht, Trittschall im Kriechkeller und davor auch schon einige Sachen wie Der Schlageroberst kommt.

Heinz Strunk: Das ist jetzt gewissermaßen ein Best of, bzw. es beinhaltet auch eine ganze Reihe noch nicht veröffentlichter Hörspiele. Die CD ist ja auch unter dem Label „Best of“ veröffenticht worden.

Sebastian: Auch vom Layout sehen sich die beiden letzten Alben ja ähnlich. Mit der hässlichen Tapete setzt sich so eine Art Corporate Identity durch, kann man das so sehen?

Heinz Strunk: Da habe ich garnichts mit zu tun gehabt, das war ein Vorschlag der Plattenfirma und ich fand das in Ordnung.

Sebastian: Als Fan kennt man die Mehrheit Ihrer Stücke und hat sie auch im mehrfacher Ausführung. Kollidiert das nicht mit Ihrer Aussage, dass Sie Material ohne Ende haben und nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Stücke aus?

Heinz Strunk: Nach welchen Kriterien wähle ich die Sachen aus? Das sind halt die besten Sachen, es ist ja auch offiziell angekündigt als Best of, und wenn irgendwelche Leute, die meine Arbeit jetzt seit Jahren mitverfolgen und sich ein Album besorgt haben, das in einer Hunderterauflage erschienen ist und sich jetzt darüber aufregen, dass ein Stück ein zweites mal veröffentlicht wird, oder überhaupt offiziell veröffentlicht wird, kann ich daran auch nichts ändern.

Sebastian: Eine Frage, sie Sie vielleicht nicht mehr beantworten können, ist vielleicht länger her, aber ein Leser fragt, ob es eine unzensierte Version des Stückes „Steuermann“ gibt, da seine Version gegen Ende immer leiser wird.

Heinz Strunk: Von was?

Sebastian: „Steuermann“, ich kenn das auch nicht.

Heinz Strunk: Ne, ich kenn das auch nicht, kann ich nichts zu sagen.

Sebastian: Vielleicht zum Titel „Schorfopa“: Woher kommt diese Affinität zu Wörtern wie Schorf, Paste, Schmand etc. bzw. Adjektiven wie hässlich, ranzig?

Heinz Strunk: Kann ich nicht sagen.

Sebastian: Ist einfach so.

Heinz Strunk: Auf jeden Fall in dem Kontext. Im literarischen Kontext finden solche Begriffe und Worte nicht statt.

Sebastian: Ist das Ihre Alternative zu den Comedygegenstücken „scheisse und ficken“?

Heinz Strunk: Ja, mit Comedy habe ich ja eh nichts am Hut. Das ist ja mein persönlicher Feind.

Sebastian: Ja, das kam ja schon sehr oft durch. Das Kapitel Hörspiele ist erst einmal beendet, oder?

Heinz Strunk: Es ist insofern beendet, als dass ich in meinem Leben keine Hörspiele mehr aufnehmen werde. Ich müsste mal das Material, das noch vorliegt, darauf prüfen, ob ich es verantworten kann, noch eine dritte CD zu machen, das weiss ich aber noch nicht. Was auf jeden Fall noch mal wiederveröffentlicht wird, ist Trittschall im Kriechkeller.

Sebastian: Das hat sich ja nicht so gut verkauft. Das ist schade, es ist eigentlich eines meiner liebsten Alben von Ihnen.

Heinz Strunk: Ja, es ist auch meins, der Nachteil ist allerdings gewesen, dass es nicht bei roof rausgekommen ist sondern bei Trikont, welche eine Winzfirma ist, die bringen das nicht groß raus. Ich halte es für mein stärkstes Album und finde es deswegen sehr sehr traurig, dass sich das nur 2000 mal verkauft hat.

Sebastian: Sie haben ja schon gesagt, dass ihr Feind die Comedy-Szene ist. Haben Sie da eigentlich schon einen Ruf, „Heinz der Miesmacher“ oder so?

Heinz Strunk: Nee, das kommt aber, wenn nächstes Jahr mein Buch erscheint, das wird ja sehr in der Materie drin sein.

Sebastian: Also wird da nicht an Namen gespart?

Heinz Strunk: Namen werden nicht genannt, das macht man nicht. Man muss nicht irgendwie Mario Barth oder Ingo Appelt und wie sie alle heissen nennen, das ergibt sich von selber. Namen nennen, das macht man nicht.

Sebastian: Bei Fleisch ist mein Gemüse wurde daran ja nicht gespart, ich denke da an Klaus & Klaus oder Ibo, die kamen da ja auch vor.

Heinz Strunk: Die wurden aber nicht richtig niedergemacht, ich habe kein böses Wort über Klaus & Klaus verloren, ich habe das nur 1:1 abgebildet. In meinem neuen Buch gibt es ja eine ganz klare Haltung, dass ich das wirklich schlimm finde und ganz ätzend. Da verbietet sich das, Namen zu nennen. Das hat etwas von Enthüllungsroman, das will ich ja nicht, es soll ein Roman sein, keine Enthüllung über Insiderkenntnisse, die ich in der deutschen Humorlandschaft gemacht habe.

Sebastian: Verfolgen Sie eigentlich die Comedyszene im Ausland, gucken Sie sich sowas an?

Heinz Strunk: Nein, das verfolge ich garnicht.

Sebastian: Viele wollen den Popkultur-Heinz kennenlernen, was liest, hört und sieht Heinz Strunk? Können Sie dazu was sagen?

Heinz Strunk: Ganz normal, ich seh fern, alles mögliche, gehe selten weg und lese gute Bücher. Also ich hoffe, dass sie gut sind.

Sebastian: Sie haben mal gesagt, Sie nehmen sich 6 Durchgänge, um Ihr Buch zu überarbeiten. Beim wievielten sind Sie jetzt und wann kann man damit rechnen?

Heinz Strunk: Das Buch kommt im Oktober 2008. Es ist jetzt fertig, aber es dauert halt sehr lange von der Fertigstellung bis zur Veröffentlichung.

Sebastian: Ein Leser wollte wissen, ob Sie zu Ihrer Studio Braun-Zeit eigentlich mal Mitleid hattet mit den Leuten, z. B. alten Muttchen, die sie da angerufen haben.

Heinz Strunk: Also ich fand nie, oder ganz, ganz selten, das wir Leute schlecht behandelt haben oder zu weit gegangen sind, insofern nein. Wir haben ja den alten Frauen nicht gesagt „Ihr Enkel ist tot“ oder so etwas in der Art. Wir haben da glaube ich noch ein ganz gutes Empfinden, wie weit man gehen kann und wie weit nicht.

Sebastian: Früher drang immer wieder der Wunsch nach einer Kinderlieder-CD durch, aber leider scheint da Projekt auf Eis zu liegen. Gibt es da Neues? Ein paar Stücke wären ja schon da, ich denke da an „Mein bester Freund“ oder den „Orgasmusmann“.

Heinz Strunk: Ja, das wird’s geben. Das liegt tatsächlich auf Halde, weil das einfach bei der Flut an Veröffentlichungen in den nächsten eineinhalb Jahren überhaupt keinen Raum hat. Jetzt ist halt der Schorfopa rausgekommen, jetzt kommt der Film, dann noch eine Studio Braun-DVD, im Frühjahr kommt die Fleisch ist mein Gemüse-Verfilmung und im Herbst das Buch. Das heisst, ich kann das wenn überhaupt frühestens 2009 angehen. Ich muss evtl. noch 2, 3 Songs neu aufnehmen, aber es ist im Prinzip fertig und das habe ich auch vor zu machen.

Sebastian: Das ist ja gut, dann ist 2008 ja quasi das Heinz-Jahr, das letztes Jahr schon angekündigt wurde.

Heinz Strunk: Ja, es ist aber natürlich davon abhängig, wie das Buch läuft.

Sebastian: Jetzt kommen ja demnächst 3 Sachen raus, einmal Immer nie am Meer, leider mit viel zu wenig Kopien, ich bin froh, wenn ich den überhaupt zu Gesicht bekomme…

Heinz Strunk: Ja, das ist halt so, aber es ist so, dass ich da überhaupt keinen Einfluss drauf habe, das ist halt der Verleih. Das ist ein kleiner Verleih, die haben nicht so viel Geld da, die können da nicht mit 500 Kopien rauskommen.
Außerdem, dieser Film ist ein Spezialfilm, Grissemann, Stermann sind in Deutschland mehr oder weniger unbekannt, ich bin auch kein großer Star, insofern…

Sebastian: Genau, ich habe da neulich von jemandem gehört, dass sie im Norden ziemlich gefeiert werden, im Süden hört man aber halt doch lieber Hans Söllner und Sie sind eher unbekannt. Gibt es dafür eine Erklärung? Kriegen Sie im Süden das Haus manchmal garnicht voll?

Heinz Strunk: Natürlich kommen im Süden weniger Leute, es gibt ein starkes Nord-Süd-Gefälle, was vielleicht mit der Art der humoristischen Grundierung zu tun hat, sicher auch mit meinem hörbaren Akzent, der Mentalität oder sicher auch atmosphärischen Differenzen, die ich mir letztlich auch nicht genau erklären kann.
Sagen wir so, es gibt natürlich in jeder Großstadt, auch in Bayern, eine urbane Szene, überhaupt eine Szene, die dem entspricht, was es sonst in Köln oder Hamburg gibt, aber es ist halt deutlich weniger.

Sebastian: Sie haben vorhin eine Studio Braun-DVD erwähnt, ist das dieser Film, der auch angekündigt ist? Darüber hört man fast garnichts.

Heinz Strunk: Nein, das ist was anderes, der Film ist ja ein Film und keine DVD.

Sebastian: Viele bringen einen Film ja gleich auf DVD raus, wenn man sich kein großes Publikum verspricht.

Heinz Strunk: Wenn wir einen Film machen, kommt der im Kino!

Sebastian: Können Sie zum Studio Braun-Film schon irgendwas sagen?

Heinz Strunk: Ne, möchte ich jetzt noch nicht.

Sebastian: Gut, das wäre es von meiner Seite. Ich bedanke mich herzlich.

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9 Antworten zu Interview mit Heinz Strunk

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  2. gubrutz schreibt:

    Chapeau!

    Sehr schön! Sehr schön! Und nochmal: Sehr schön!

    Meine Frage bezog sich im Übrigen auf das Stück „Steuerfragen“ von Studio Braun und nicht „Steuermann“, aber so ist es ungleich witziger.

    MfG,
    gubrutz

  3. Sebastian schreibt:

    Ups, das tut mir leid. Naja, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Aber danke für das Lob.

  4. MuGo schreibt:

    Juhu, meine Frage wurde gestellt!

  5. Sebastian schreibt:

    Noch viel geiler, sie wurde beantwortet 🙂

    Aber wie das bei Heinz Strunk üblich ist, es interessiert keinen ^^

  6. MuGo schreibt:

    Ja, schon, aber ziemlich allgemeingültig – das ist so, als wenn ich sagen würde: Ich habe Sebastian nie als unangenehmen Menschen kennengelernt – das bedeutt ja nur, dass ich dich im Internet nie als unangenehm empfunden habe; selbst wenn du im echten Leben alte Omas anrempelst und Sexgeschichten in der U-Bahn erzählst und zwar möglichst laut, damit alle mitbekommen, wie du der Möse deinen Dicken reingeschoben hast.

    Egal, aber ich kann mit Heinz Strunk halt nicht so viel anfangen. Aber schön wars!

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