Und ich muss sagen, ich bin echt angekommen

Einer der weniger sympathischen Züge an meiner Persönlichkeit ist sicherlich mein ins Unermessliche gesteigerte Lokalpatriotismus. Ich lege z.B. wert darauf, dass ich Oldenburger bin (aus Oldenburg in Oldenburg, um genauer zu sein) und mit dem restlichen Niedersachsen, insbesondere Hannover, rein gar nichts zu tun habe. Dass das Land Oldenburg seit dem Jahr 1945 nicht mehr existiert und es außerhalb einiger Seniorenheime in und um Oldenburg niemand mehr vermisst, ist dabei ziemlich unerheblich. Der Revanchist in mir wird nie vergessen, dass sich Oldenburg in einer Volksabstimmung nach dem Krieg gegen Niedersachsen und für ein eigenes Bundesland ausgesprochen hat!

Auch andere Wahlheimaten mussten sich bisher noch nie über mangelnde Loyalität beschweren: Ob Ambato/Ecuador, Monterrey/Mexiko oder Dresden/Sachsen – fest steht und treu die Wacht am Rhein, egal, ob lupenreine Demokraten, Drogenkrieg oder braune Äpfel das Bild ein wenig trüben könnten. Sogar ein Verein wie die SG Dynamo Dresden kann sich zwar nicht meiner uneingeschränkten Sympathie rühmen, aber natürlich empfinde ich eine „klammheimliche Freude“, wenn Dynamo triumphiert und Lok Leipzig nicht.

Man sollte also meinen, dass es für mich ein leichtes ist, Berlin ins Herz zu fassen. Aber seien wir ehrlich: Wie kann man Berlin mögen? Kraftklub hat das Thema eigentlich bereits ausführlich und abschließend behandelt. Was will man schon in einer Stadt, in der die eine Hälfte beim Bubble Tea Projekte mit ihren Macbooks managet, während die andere Hälfte arbeitslos Mario Barth im Olympiastadion zujubelt?

Aber zu meinem Erstaunen geht es doch. Man muss nur einen großen Bogen um coole und hippe Viertel wie Prenzlberg, Friedrichshain und Neukölln und die weniger coolen und hippen Hochhaussiedlungen am Stadtrand machen und schon ist Berlin kreuzsympathisch! Ich lebe hier gemütlich in Gesundbrunnen, wo man alle Sprachen spricht außer Deutsch, fahre jeden Tag an Bundestag und Brandenburger Tor vorbei zur Arbeit in der Nähe vom Potsdamer Platz und tummle mich sonst in eher gutbürgerlichen Vierteln wie Wilmersdorf oder Charlottenburg. Und so gefällt es mir bisher ausgesprochen gut. Vielleicht wird es also doch noch etwas mit dem Lokalpatriotismus für Berlin…

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Eine Antwort zu Und ich muss sagen, ich bin echt angekommen

  1. Sebastian schreibt:

    Glaubt man den Ausführungen der trotz allen gegenteiligen Behauptungen ja nicht weniger werdenden Berliner Rapper, hättest Du lieber in Monterrey bleiben sollen, zu deiner eigenen Sicherheitl. Ich wünsche dir jedenfalls viel Glück in Berlin (in Berlin).

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