Herr Tutorial

Wie das eben so ist: man klickt sich durch’s Internet auf der Suche nach den neuesten Gossip-News und stößt jeden Tag auf unbekannte Namen von irgendwelchen Starlets, denen ein Erotikvideo abhanden gekommen ist. Begierig will man nun wissen, um wen es sich hierbei handelt. Langwieriges Markieren des Namens ist dabei oft eine schier unüberwindbare Hürde, also versucht man es mit Doppelklick – erwischt dabei aber nur den Vornamen; ein Dreifachklick hingegen markiert den ganzen Absatz (an dieser Stelle einen Rage-Comic denken). Was tun?

Ich habe deshalb gestern dem Internet eine Frage gestellt. Unter anderem in der soup Projektdefinitionen, in der wir Dinge sammeln, die man eigentlich mal machen müsste. Eine Idee, die ich in den Raum stellte: ein Add-on für den Firefox entwickeln, das bei einem Doppelklick nicht nur ein Wort markiert, sondern auch das folgende. Und zwar unter der Bedingung, dass das markierte Wort mit einem aus einer einzufügenden Liste übereinstimmt. Diese Liste wiederum besteht aus populären Vornamen (die ja an anderer Stelle aktualisiert und per API eingebunden werden kann). Das wäre mein Grundgedanke und ich rufe alle, die dieser Hexerei Programmiertechnik mächtig sind, dazu auf, sich dieses Problems anzunehmen.

Explizit ausnehmen will ich von meiner Bitte die YouTube-Startseitenmafia, die mit ihren Tutorials die ersten Seiten der meistgesehenen Videos blockiert (neben diesen türkischen Daily Soaps, was ich auch nicht verstehe). Eine ganz schreckliche Ansammlung von Menschen hat sich dort zusammengefunden, um… man weiss es nicht. 10 Minuten Video sind dort ganz schnell mit buchstäblich nichts gefüllt:

Der Protagonist verweigert sich in diesem Video konsequent jeder Aussage, und 150.000 Abonennten („mittlerweile sind es über 153.000 Abonennten“) beherzigen wöchentlich seine Ratschläge zu den Themen Maskara, Haarpflege (mit Produkten „die ich überwiegend gesponsort bekomme, aber 90 % sind aus eigener Hand“) oder Sex, bzw. unwitzigen Coming Outs, bei denen die Pointe ist, dass es um etwas ganz anderes geht, was ja überhaupt die schlimmste Form des Internethumors überhaupt ist: überlange Artikel über verflossene Lieben, in denen sich am Ende herausstellt, dass der Laptop kaputt ist *seufz*

Es gibt natürlich auch gute Ratschläge auf YouTube, muss man zum Beispiel 3 Wochen(!) auf sein neues Handy warten, gibt es tolle Videos, die einen die Wartezeit versüßen, beispielsweise:

Allerdings, vorsicht Markenfetischismus. So begeistert ich vom Desire bereits bin, ohne es in meinen Händen zu halten, so sehr muss man aufpassen.

Those considerations come after a person has begun to see themselves as the sort of person who would own one. If you see yourself as the kind of person who owns Apple computers, or who drives hybrids, or who smokes Camels, you’ve been branded.

Der Artikel analysiert für mich nachvollziehbar die Mechanismen des Markenfetischismus und sei als weiteres Tutorial hiermit empfohlen. Ihr könnt euch dann hier wieder „rausklicken“.

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11 Antworten zu Herr Tutorial

  1. Lotta Gruen schreibt:

    Das Schlimme am HTC Desire ist ja, dass es das überhaupt gibt.
    Was für Beziehungsdramen sich da diesen Sommer abspielen werden, weil die Herren Gesangsverein sich lieber mit diesem überkandideltem Stück Technik vergnügen werden als mit ihren liebreizenden Damen. 😉

  2. Sebastian schreibt:

    Da sagst Du was 🙂 Da kannst Du der Psychologie dankbar sein, dass die Freude an neuem Spielzeug nach 2 Wochen wieder abebbt. Bzw. haha, abappt.

  3. causa prima schreibt:

    Ich als Informatikstudent und der „Hexerei“ einigermaßen mächtiger kann dir sagen, dass es kein Problem ist, so was zu programmieren. Aber niemand macht es, weil es kaum jemand braucht oder will. Im Grund wäre es dann nämlich günstig das nicht nur bei Namen zu machen, sondern auch bei anderen Sachen, die zusammenhängend mehr Sinn ergeben. Aber niemand will das, weil es Inkonsistenzen in der Benutzung erzeugt. Oder weil es einfach keinen Sinn hat. Fragen wir Ockhams Rasiermesser. Frage dich lieber, warum du überhaupt einen Doppelklick benötigst. Und wenn du eine Antwort findest, dann frage dich nochmal ernsthaft. Findest du immer noch eine Antwort, dann Frage dich nochmals, noch ernsthafter. Und/oder aus der Perspektive eines anderen Ichs. Und falls du dann immer noch eine Antwort hast, dann lass‘ sie mich wissen.

    Ach, wenn ich mehr Zeit hätte, dann würde ich mal wieder ’nen Rant loslassen. Oder mehrere.

  4. Sebastian schreibt:

    Informatik also, wer hätt’s gedacht? Aber schön, dass Du was gefunden hast.

    Meinst Du jetzt den Doppelklick generell? Ich bin ja eher grobmotorisch und vertue mich schnell mein manuellen markieren. Kontextmenü ist umständlich. Ich möchte die Frage einfach nicht auf eine philosophische Ebene hieven, weil mir die Antwort: weil’s praktisch ist. vollkommen genügt.

    Es gibt da draussen tausend Firefox-Add ons, die kaum jemand nutzt, und die einfach nur gemacht wurden, weil es geht oder weil ein einzelner Mensch für eine bestimmte Anwendung ein bestimmtes Tool braucht. Da sehe ich kein Hindernis. Manche programmieren sowas ja zum Hobby.

  5. causa prima schreibt:

    Aber nicht erst seit gestern, sondern mittlerweile im 4. Semester. Und es hat eher mich gefunden, da es ein zulassungsfreier Studiengang ist. Es interessiert mich genauso viel / wenig wie andere Studiengänge.

    Naja, gut, wenn der Einfach-Klick nicht intelligent gelöst ist (wie z.b. in KDE, wo man eine Datei markiert/de-markiert, in dem man auf ein kleines Plus- bzw. Minus-Symbol an ihr klickt), dann ist es wirklich nicht einfach bestimmt Dateien/Ordner zu markieren. Links im Internet muss man zum Glück aber nicht mit Doppelklick öffnen, obwohl sie genau das selbe sind. Aber da sich dank Microsoft >90% der Menschen daran gewöhnt haben, wird es wohl auch für >90% der Menschen noch eine sehr lange Zeit dabei bleiben. Genauso wie bei Antivirensoftware, die z.B. kein Mensch unter Linux benötigt.

    Dann musst du nur so einen finden, der das zum Hobby programmiert. Und diese Liste erstellt, die sicherlich nicht gerade kurz ausfallen würde. Und diese pflegt, denn oft will man ja etwas über neue Leute erfahren, alte kennt man ja schon. Außerdem: Angenommen ich möchte in dem Satz „Sebastian hat einen Feature-Wunsch.“ deinen (oder meinen, hier egal) Vornamen markieren. Doppelklicke ich nun darauf, so wird „Sebastian hat“ markiert, wenn es nach deinem Vorschlag geht.

    Nebenbei: Bei Opera (10.10 läuft gerade) wird durch einen Dreifachklick der ganze Satz markiert. Finde ich sogar noch besser als den ganzen Absatz (was Chrome und Firefox bei mir nach Dreifachklick auch, wie bei dir, markieren).
    Und nebenbei wegen markieren generell: Unter Linux (zumindestens bei GNOME und KDE) kann ich Texte, die ich markiert habe, bei mittlerem Mausklick (also Druck auf’s Mausrad) an der aktuellen Mauszeigerposition einfügen. Dazu muss ich nicht erst STRG+C gedrückt haben, den Cursor an die richtige Stelle bringen und dann STRG+V drücken. Kluger weise ist es aber so, dass ich damit zwei verschiedene Zwischenablagen habe: Die, die ich per STRG+C füllen kann und die, die ich durch einfaches Textmarkieren füllen kann.

  6. Sebastian schreibt:

    Das mit dem Folgewort stimmt. Darüber habe ich nicht nachgedacht und das ist tatsächlich ein Ausschlusskriterium. Man könnte das zwar durch Ausnahmelisten umgehen, aber das wäre ja ein unfassbarer und kaum durchführbarer Mehraufwand, der außerdem das ganze System ziemlich verlangsamen würde. Denke ich mal.

    Das mit den Vornamenlisten hätte ich jetzt nicht weiter schwierig gefunden, da es derer ja zu Hauf im Netz gibt. Da müsste man halt ein zentrales Projekt haben, das über eine API-Schnittstelle verfügt, wodurch sich das dann in das Addon einfügen lässt.

    Und klar, wir haben uns den Doppelklick durch jahrzehntelanges Nutzen angewöhnt, aber wer das warum eingeführt hat, ist für mich insofern zweitrangig, als dass ich, der es ja auch nicht anders kennt, als angenehm und nicht störend empfinde.

    Linux-Erfahrung habe ich keine. Das ist eine reine Abwägungssache, für meine einfachen Bedürfnisse (viel im Netz, normal viel zocken, wenig Bearbeitung und Technikkrams) ist es okay. Die ganzen politischen Gedanken im Hintergrund, die grundsätzlichen Fragen freier Software gegen propietärer, das alles kriege ich nur beiläufig mit, weil man sich nicht für alles interessieren kann. Unwissen ist ein Luxus (unnötig & teuer), in manchen Fällen leiste ich ihn mir.

  7. Sebastian schreibt:

    Das mit dem Opera klingt übrigens gut, einzelne Sätze markiert man viel öfter als ganze Absätze. Andererseits, während meiner Arbeit sind es dann doch eher ganze Absätze.

    (Nein, kein Copy & Paste-Journalismus, ich ziehe mir zu übersetzende Abschnitte der Übersichtlichkeit in den Editor)

  8. causa prima schreibt:

    Naja, man kann intelligent Programmieren und die Daten genauso intelligent ablegen, dann ginge das schon einigermaßen, denke ich. Heute Hardware ist dermaßen Leistungsfähig, das solche mittlerweile „trivialen“ Aufgaben ganz gut nebenbei laufen könnten. Einen intelligenten Lösungsansatz natürlich vorausgesetzt, aber vielleicht gibt es den für so ein Problem ja nicht.

    Die könnte man sich zur Not auch selbst schaffen, denn es kommen ja nicht täglich tausende neuer Vornamen dazu.

    „Waschmaschinenerfahrung habe ich keine, mein Waschbrett reicht für meine einfachen Bedürfnisse.“; „MP3-Erfahurng habe ich keine, meine CDs reichen für meine einfachen Bedürfnisse.“ usw. Da kommen wir gleich zum nächsten Punkt:

    Ja, Unwissenheit ist wirklich ein sehr teurer Luxus, den sich viel zu viele Leute leisten. Ich schließe mich da natürlich auch nicht aus, denn wie du schon sagst: Man kann sich nicht für alles interessieren. Dafür ist „das Leben“ mittlerweile auch wohl schon zu kompliziert. Aber man ist ja auch nicht in allen Teilen aktiv, insofern kann man sich meiner Meinung nach wenigstens in den Teilen, in denen man vermehrt unterwegs ist, informieren. Du hast dir ja schließlich nicht bei ebay ein Siemens SL 55 (das Handy, welches ich schon seit Jahren nutze, das immer noch wie am ersten Tag funktioniert und das für bestimmt nur noch 10€ oder so zu haben ist) besorgt, sondern das schicke HTC Desire. Andererseits: „Never touch a running system.“ [Man denke sich jetzt hier ein Zitat, dass wiederum genau das Gegenteil überzeugend & einfach darstellt, welches mir aber leider in dem Augenblick entfallen ist, in dem ich nachschauete, von wem „Never touch / change a running system.“ eigentlich ist.]

  9. Sebastian schreibt:

    Das mit der Waschmaschine ist ja ein schiefer Vergleich. Ich habe relativ wenig Ansprüche an den Rechner, was meine Tätigkeiten angeht. Und die, die ich habe, kann man mit Windows schlicht besser als mit Linux. Zumindest mal, was Spiele angeht. Es ist nicht so, dass ich spielemäßig sehr viel verpasse, weil ich mich weigere, mich mit Linux zu befassen. Genau so wenig leidet mein Surfverhalten unter der Verwendung von Windows 7.

  10. causa prima schreibt:

    Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass man nicht wirklich wissen kann, ob etwas für einen selbst besser ist, wenn man es nicht wirklich kennt und deshalb für seine Ansprüche als nicht nötig empfindet. Und genau deswegen sollte man solche Sachen nicht von vornherein als un(be)nötig(t) abstempeln (im Sinne von „Ich brauche es nicht, denn es geht so ja auch gut genug.“).

    Das sollte auch gar nicht zu einer Missionierung zu Linux werden (als HTC-Desire-Nutzer wirst du aber auch bald zu einem Linux-Nutzer).

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