Urlaubsnachklapp (ja, wir sind schon früh zurück) gibt es vielleicht auch noch, der Feedreader hat aber tatsächlich die 1000-Artikel-Grenze gesprengt und ich muss mich erst einmal vergewissern, dass wohl tatsächlich rein garnichts Interessantes geschehen ist in der vergangenen Woche. Hinweisen möchte ich aber auf einen Leserartikel auf Zeit.de (und ich bin mir relativ sicher, den Verfasser zu kennen), der, wer hät’s gedacht, viel Schimpf ob seiner Länge auf sich zog. Dabei ist jedes Wort Gold wert:
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Mit dem Bewusstsein, nicht verstanden zu haben, bleibt man offen für weitere, ergänzende Informationen; man fährt fort, die bekannten Zusammenhänge im Kopf zu drehen und zu wenden und immer neu zu sortieren, so dass sie einen bestmöglichen Sinn ergeben. Dabei erhält man sich ständig die Chance, es doch noch zu verstehen. Beim Falschverstehen kommt die Einsicht erst, wenn man gegen die Wand läuft, und wenn das nie geschieht, wird man die betreffende Sache nie verstehen und nie auch nur wissen, dass man sie nicht verstanden hat. Noch einmal anders ausgedrückt: Nur das Nichtverstehen kann das Bedürfnis hervorbringen, zu verstehen. Das Nichtverstehen ist daher elementarer Bestandteil von Wissen, Bildung, Aufklärung und geistigem Wachstum. Es ist ein Grundproblem der Nachrichtenmedien, dass es für sie ein Tabu ist, einen Satz zu schreiben, den die Leser oder Zuschauer vielleicht nicht verstehen. Die Möglichkeit, dass sie ihn nächste Woche verstehen, wenn sie noch ein Bisschen darüber nachgedacht oder mehr darüber erfahren haben, existiert hier nicht. Man muss es sofort verstehen oder es fliegt raus. Die Erwartung aber, alles sofort zu verstehen, ist mit der Vorstellung von Bildung, sogar der von Lernen, unvereinbar. Und die übliche Vereinfachung, die das Sofortverstehen ermöglichen soll, läuft immer Gefahr, eher zu einem Falschverstehen einzuladen.
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„Die Möglichkeit, dass sie ihn nächste Woche verstehen, wenn sie noch ein Bisschen darüber nachgedacht oder mehr darüber erfahren haben, existiert hier nicht. Man muss es sofort verstehen oder es fliegt raus.“
Sehr richtig! Aber wie viele Menschen sind bereit zu lernen und Zeit dafür zu investieren?
Die Medien sind nun mal an einen Markt gebunden, der die Regeln vorgibt. Es gibt ja durchaus auch Medien die bestimmte Marktsegmente bedienen.
Also was sagt uns dieser Zeit-Kommentar?
Dass das keine gute Situation ist.
Habe den Artikel eben gelesen, schwer begeistert und mir ebenfalls ziemlich sicher, den Verfasser zu kennen. Danke für den Hinweis.
„bin“ vergessen, zwischen Wort 5 und 6…
Pingback: Warum Nichtverstehen beser ist als Falschverstehen - Citronengras
der ausdruck sogenannter „verständlichkeit“ basiert auf einer in den medien irrtümlich oder doch eher willkürlichen missinterpretation dieses begriffes und muss wohl in erster linie als suggestives manifest verstanden werden. …vielleicht handelt es sich aber auch um einen ganz natürlichen selbstschutz reflex, welcher schon dem neandertaler zu eigen war…